Pressemeldung

Pressebericht: Der Industrialisierung auf der Spur (BZ)

Der Industrialisierung auf der Spur

Die „Interdisziplinäre Woche" der Klassen 7 bis 10 am Lichtenstern-Gymnasium verbindet fächerübergreifend Theorie mit Praxis.

 

von Michaela Glemser in: Bietigheimer Zeitung vom 5. November 2021

 

Konzentriert sitzt Emil Bessler am großen Webstuhl und lässt die Fäden gleiten, um einen Teppich zu fertigen. „Als ich am Anfang dieser Woche das erste Mal am Webstuhl gearbeitet habe, hatte ich schon Respekt vor dieser Aufgabe. Inzwischen macht mir die Handarbeit aber richtig Spaß. Ich freue mich schon, wenn mein kleiner Teppich fertig ist", erklärt der Schüler der 7. Klassen des Lichtenstern Gymnasiums.

Diesen Einblick in das Handwerk und die Technik zu längst vergangenen Zeiten, am Beginn der Industrialisierung, gewährte den Mädchen und Jungen die sogenannte „Interdisziplinäre Woche", die alljährlich an der evangelischen Privatschule in Sachsenheim stattfindet. „Im Rahmen unseres Konzepts wollen wir die Fachbereiche Ökonomie, Naturwissenschaft, Technik und Kunst füreinander öffnen und vernetzen", erläutert Albrecht Schächterle, der als einer von acht Lehrerinnen und Lehrern die „Interdisziplinäre Woche" am Lichtenstern-Gymnasium begleitet.

Die ersten Dampfloks
Alles steht unter dem Thema ‚Industrie 1.0 bis 4.0' und zieht sich durch die Klassen 7 bis 10. Es beginnt in den 7. Klassen mit der Entwicklung der Dampfmaschinen und ersten Dampflok, der Entstehung der Eisenbahn und der mechanischen Webstühle. In den zehnten Klassen schließlich beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit der zunehmenden Digitalisierung.

Doch nicht nur an den Webstühlen waren die Mädchen und Jungen aktiv und haben Umschläge für Notizbücher, Mini-Sitzpoufs oder kleine Taschen angefertigt. Es wurde auch fleißig mit Säge und Klebepistole gewerkelt, um kreative Brückenbauwerke entstehen zu lassen oder eigene kunstvolle Mühlräder zu bauen. Zum Wochenprogramm gehört auch eine Fahrradtour an Enz und Metter, um vor Ort die Mühlen zu besichtigen und die Kraftquelle Wasser zu erforschen. „Wir wollen den Schülerinnen und Schülern den Unterschied zwischen den heutigen Turbinenrädern und den alten Mühlenrädern verdeutlichen", erzählt der stellvertretende Schulleiter des Lichtenstern-Gymnasiums, Helmut Dinkel, der die Mühlentour federführend organisiert hat. Auch ein Knatterboot, das sich mit Hilfe der Wärme einer Kerze und Wasserdampf fortbewegt, haben die Schülerinnen und Schüler gebastelt, oder ein Spiel zur Geschichte von James Watt erfunden, welcher die Dampfmaschine entscheidend weiterentwickelt, die industrielle Revolution eingeläutet und damit auch die Entstehung des Eisenbahnwesens vorangetrieben hat. „Wir haben zunächst einen Film zu James Watt und George Stevenson, den Gründer des Eisenbahnwesens, angeschaut und uns anschließend überlegt, die Eisenbahnstrecke zwischen Liverpool und Manchester, auf der die ersten Dampfloks fuhren, in unser Spiel einzubauen", macht Sara Köhler aus der Klasse 7c deutlich und zeigt den selbst gezeichneten Spielplan, auf dem kleine Spielzeugzüge ihre Runden drehen.

Umbruch in der Gesellschaft
„Uns ist es in der Interdisziplinären Woche wichtig, dass wir theoretischen mit praktischem Unterricht verbinden, betont Lehrer Schächterle. Die Schüler sollen erkennen, dass Umbrüche in Industrie und Technik auch Auswirkungen beispielsweise auf das gesamte gesellschaftliche Leben hatten und haben.

Die Jungen und Mädchen jedenfalls hatten viel Spaß am praktischen Unterricht, der das theoretisch erlernte Wissen veranschaulichte. „So konnten wir uns mehr in das Leben der damaligen Zeit, zu Beginn der Industrialisierung, hineindenken. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung im nächsten Schuljahr", lobt Sara Köhler.

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