Würth Bildungspreis 2024
Lernen wie in 2040: Leben=Lernen=Unternehmen
Ausgangspunkt unserer Projektidee ist die Lebens- und Arbeitswelt der Zukunft, in der unsere Schülerinnen und Schüler als Intrapreneure in Unternehmen oder sogar selbstständige Crowdworker sehr viel unternehmerischer werden denken und handeln müssen als heute. Hinzu kommt, dass es in Zukunft durch die exponentielle Weiterentwicklung des Wissens immer weniger möglich sein wird, sich beim lebenslangen Lernen auf tradierte, kanonisierte Wissensbestände zu stützen. Lernen wird bedeuten, Wissen und Kompetenzen „just-in-time" selbstständig aus den unterschiedlichsten, zumeist digitalen Quellen zu generieren.
Um unseren Schülerinnen und Schüler die für ihr Leben notwendigen 21st Century Skills mitzugeben, werden in diesem Schuljahr als Pilotprojekt im Ökonomieprofil der Klasse 9 verschiedene Oberthemen (z.B. Markt und Börse, Kredite und Schulden, Künstliche Intelligenz) auf der Grundlage des projekt-basierten Lernens als unternehmerisches Projekt selbstorganisiert bearbeitet. Das Schuljahr besteht also aus einer Abfolge kürzerer unternehmerischer Projekte.
Im Sinne des sozialen Unternehmertums entscheiden die Schüler:innen dabei ausgehend von einer real-lebensweltlichen, offenen, komplexen und interdisziplinären Leitfrage (z.B. Welche Bedeutung haben Leihen und Verleihen, Kredite und Schulden für mich/meine Familie, meine Schule, unsere Stadt, für Deutschland und die Welt?) zu Beginn des Projektes eigenverantwortlich, welches authentische, gesellschaftlich relevante Endprodukt sie für eine selbst zu bestimmende Zielgruppe erstellen möchten und welchen konkreten Nutzen dieses für diese Zielgruppe stiftet (z.B. eine Ausstellung zum Thema Börse kuratieren oder eine Filmpremiere mit selbst produzierten Erklärfilmen zur Geschichte der Schulden und Kredite organisieren, eine KI-Fortbildung für Seniorinnen und Senioren durchführen etc.).
Unterrichtsthemen und Lernstoff sind damit nicht mehr länger schulischer Selbstzweck, sondern jede Themeneinheit wird zu einer authentischen (sozial-)unternehmerischen Idee, einer kleinen Schülerfirma, die einen sozialen Mehrwert stiftet. Dabei können diese Projekte einen (kleinen) Gewinn abwerfen (z.B. durch Eintrittsgelder, Verkauf von Speisen und Getränken, Spenden von Teilnehmenden etc.), häufig werden sie aber auch nur kostendeckend arbeiten können.
Der interdisziplinäre Ansatz des projektbasierten Lernens bedeutet für uns, dass die Schülerinnen und Schüler das Thema aus Sicht möglichst vieler unterschiedlicher Perspektiven in deutscher und eventuell auch englischer Sprache bearbeiten. Je nach Thema werden unterschiedliche fachliche Blickwinkel notwendig bzw. sinnvoll sein (z.B. Ökonomie, Mathematik, Naturwissenschaft/Technik, Psychologie/Verhaltensökonomie, Ethik, Recht, (Kultur)Geschichte, Kunst).
Die Schüler:innen arbeiten auch nicht mehr länger mit einem Schulbuch, sondern suchen und entdecken selbst ihre Quellen in der Schulbibliothek und im Internet. Auch ChatGPT wird (natürlich datenschutzkonform) für die Recherche genutzt. Unterstützende Quellen aus Lehrerhand im Sinne eines gezielten Scaffolding sind ebenfalls möglich.
Um den pädagogisch-didaktischen Erfolg sicherzustellen, stützen wir uns auf die vielfältigen und gut dokumentierten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Praxiserfahrungen zum project-based learning aus den USA, das auch das Erlernen von Future Skills beinhaltet.
Der Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler wird gewährleistet durch kontinuierliches, integriertes formatives Feedback durch die Schüler:innen selbst, durch Mitschüler:innen und Lehrer:innen während des gesamten Projektablaufs. Die Maßstäbe dieses Feedbacks werden von den Schüler:innen selbst in Kooperation mit der Lehrkraft zu Beginn des jeweiligen Kurzprojektes durch die vergleichende Analyse von Best practice-Beispielen erarbeitet, die in das gemeinsame Aufstellen von mehrdimensionalen Bewertungs- bzw. Kompetenzrastern münden (z.B. ein Kompetenzraster mit Kriterien für einen sehr guten Erklärfilm).
Diese Bewertungs- und Kompetenzraster dienen den Schüler:innen über das gesamte Projekt hinweg als Maßstab für die Planung, Ausführung und Kontrolle ihrer Lern- bzw. Arbeitsschritte im Hinblick auf den Prozess und ihr Endprodukt, sind also auch transparenter Maßstab für die abschließende Bewertung.