Pressemeldung

Pressebericht: Jugendoffizier erörtert Ukraine-Krieg (BZ)

Besuch im Lichtenstern-Gymnasium in Sachsenheim

Jugendoffizier erörtert Ukraine-Krieg

 

von Martin Hein in: Bietigheimer Zeitung vom 17. März 2022

 

Unerwartete Aktualität hat der Geschichtsunterricht der Klasse 10a am Lichtenstern-Gymnasium erhalten. Hauptmann David Matei gestaltete zwei Unterrichtsstunden zum Ukraine-Konflikt.

Bereits zum zweiten Mal gestaltete Hauptmann David Matei zwei Unterrichtsstunden bei der Klasse 10a im Sachsenheimer Lichtenstern-Gymnasium. Erst im vergangenen Oktober, wenige Monate nach dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan, informierte Matei über die damals aktuellen Ereignisse rund um diesen Bundeswehr-Einsatz. Bei der gestrigen Veranstaltung ging es um den Krieg in der Ukraine.

Lehrer Timo Schuh hatte seine Klasse in einer Unterrichtseinheit auf diese Veranstaltung vorbereitet. Drei Zahlen schrieb Matei an die Tafel: 1939, 11. September 2001 und 24. Februar 2022.
„Was hat es mit diesen Daten auf sich?" wollte der Hauptmann von den Schülerinnen und Schülern wissen, die Finger gingen hoch, eine Schülerin antwortete korrekt: „1939 begann der zweite Weltkrieg, am 11. September 2001 waren die Terror-Anschläge auf das World-Trade-Center und am 24. Februar 2022 hat Russland die Ukraine überfallen."

Gas aus Russland
In den zwei Unterrichtsstunden erörterte Matei mit der Klasse 10a, was die Folgen dieses Angriffskrieges sind und welche Auswirkungen dieser Konflikt konkret für Deutschland hat. Beginnend mit einer Weltkarte auf der alle russisch-sprachige Länder eingezeichnet waren, erklärte Matei, dass über die Hälfte der deutschen Haushalte mit Gas beheizt werden, welches zu über 50 Prozent aus Russland kommt. Der russische Präsident Wladimir Putin, der den Zerfall der UdSSR als die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnete, und von einem Neurussland spricht, spielte bei der Veranstaltung eine zentrale Rolle. Matei erarbeitete zusammen mit den Zehntklässlern, wie Putin mit der Opposition umgeht, dass der Regimekritiker Alexei Nawalny zu 13 Jahren Haft verurteilt wurde und Putin sich mit einer Verfassungsänderung die Macht theoretisch bis 2036 gesichert hat.

Russland hat aufgerüstet
Diese Informationen hat Matei anschaulich auf Folien in Form eines Whatsapp-Chats aufbereitet und geschickt die Klasse mit eingebunden. Russland habe massiv aufgerüstet und gebe vier Prozent seines Bruttoinlandproduktes für die Rüstung aus, so Matei. Mit den Schülerinnen und Schülern hat der Jugendoffizier, der von der Mitarbeit der 10a begeistert war, auch die vermeintlichen Kriegs-Ziele Putins sowie die Sanktionen des Westens durchgesprochen.
Auf die Frage einer Schülerin, ob die Russen tatsächlich verbotene Waffen einsetzen, erwidert Hauptmann Matei, dass man da noch ermittle. Insgesamt müsse man sehr vorsichtig mit Informationen aus den sozialen Medien sein. Die eine Seite stelle die Dinge nur aus russischer Sicht, die andere Seite nur aus ukrainischer Sicht dar. Ein Schüler wollte wissen, wie viele Bundeswehr-Soldaten im Ernstfall sofort bereit stehen. Matei antwortete, dass die Nato über eine schnelle Eingreif-Truppe, die sogenannten Nato-Responce-Force, verfüge. Diese umfasse 50 000 Soldaten, davon stellt die Bundeswehr etwa ein Drittel.
Eine Schülerin wollte wissen, wie die Stimmung innerhalb der Bundeswehr mit Blick auf den Ukraine-Krieg sei. Man beobachte die Vorgänge dort sehr genau, erklärte Matei. Ob denn Deutschland wieder die Wehrpflicht in Kraft setzen solle, wollte ein Schüler wissen. Zum jetzigen Zeitpunkt nicht, so Matei. Die Bundeswehr sei eine Berufsarmee, die Spezialisten beispielsweise für hochkomplexen Waffensysteme brauche. Da könne man keine Wehrpflichtigen einsetzen. Putin habe mehr Angst vor einer funktionierenden Demokratie als vor der Nato an den Grenzen Russlands, so das Fazit von David Matei.

Zwei Schulklassen pro Tag
Etwa zwei Schulklassen pro Tag besucht David Matei in seiner Eigenschaft als Jugendoffizier. „Die Gewinnung von Nachwuchs ist nicht das Ziel solcher Veranstaltungen", so Matei und beruft sich auf den Beutelsbacher Konsens (siehe Infobox). Die Rekrutierung und Personalberatung sei bei diesen Veranstaltungen definitiv ausgeschlossen. Solche Unterrichtseinheiten dienen ausschließlich der politischen Bildung. Angesichts der aktuellen Entwicklung in der Ukraine war auch ein Kamerateam des ZDF im Geschichtsunterricht anwesend.

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