Ihre Sehhilfe „blind Sonar" überzeugte die Jury: Drei Schüler des Lichtenstern-Gymnasiums holten beim Bundeswettbewerb „Jugend gründet" den ersten Platz.
Foto: Jugend Gründet
Eine Start-up-Entdeckungsreise ins Silicon Valley, das technologische Herz der USA: Das ist der Preis für den Finalsieg im Bundeswettbewerb „Jugend gründet". Darüber freuen können sich Ferdinand Horn, Julian Schenker und Dominik Schuler. Das Trio vom Sachsenheimer Lichtenstern-Gymnasium überzeugte die Jury mit seiner Sehhilfe „blind Sonar".
Mit Selbstvertrauen ins Finale
„Wir wussten schon, dass wir nicht ganz schlechte Karten haben", erzählt Ferdinand Horn. Schließlich hätten die drei auch beim Regionalentscheid in München gewonnen. Dass es am Ende tatsächlich für den Bundessieg reichte, sei schon eine kleine Überraschung gewesen. Denn viele der anderen neun Final-Teams hätten sie gar nicht gekannt.
„Ich habe ein bisschen mehr als gehofft, dass die drei gewinnen. Ich habe das geglaubt", sagt Timo Schuh, der das Team als Lehrer durch den Wettbewerb begleitet hat. Dass es am Ende tatsächlich geklappt hat, sei großartig. Das Finale eines Bundeswettbewerbs sei „etwas, das ganz weit oben hängt. Das ist schon ein Kaliber", so Schuh. Und: „Die haben das verdient."
Die drei Schüler arbeiten seit Ende 2022 an ihrer einer Wahrnehmungshilfe für blinde Menschen (die BZ berichtete). Ihnen war aufgefallen, dass Autos inzwischen autonom fahren können, während Blinde immer noch auf den Blindenstock oder -hund angewiesen sind. Daraus entstand die Idee von „blind Sonar". Dabei handelt es sich um eine Art Stirnband; Sensoren erkennen Gegenstände und Wände und signalisieren den Trägern durch leichten Druck, wenn sie sich einem Hindernis nähern. Erste Prototypen entstanden in der Werkstatt des Gymnasiums, unterstützt vom Physiklehrer Hans Bade.
Pläne für die Zukunft
Was die drei Schüler auszeichne, sei ihr immanenter Verbesserungswillen, lobt Lehrerkollege Timo Schuh. „Sie entwickeln ihr ‚blind Sonar' permanent fort. Und sie haben einen Plan." Ziemlich konkret sogar: „Im Januar 2025 wollen wir unsere Firma gründen", sagt Ferdinand Horn.
Davor liegen für zwei der drei Jungunternehmer noch die Abiturprüfungen. Und im Herbst dann die Reise ins Silicon Valley bei San Francisco. Was für andere nach einem tollen Kurzurlaub klingt, wollen sie dazu nutzen, ihr Projekt dort vorzustellen und Kontakte zu knüpfen.
Denn für die nächsten Schritte zur Entwicklung von „blind Sonar" stehen erste Testreihen an und eine CE-Zertifizierung. „Dafür müssen wir unsere Liquidität erhöhen", sagt Ferdinand Horn in schönstem Businessdeutsch. Wahrscheinlich wird die Reise ins Silicon Valley nicht die letzte Werbetour sein, bis „blind Sonar" tatsächlich marktreif ist.
Denn: „Langfristig steht eine MDR-Zertifizierung an", sagt Ferdinand Horn. Hinter dem Kürzel verbirgt sich die sogenannte „Medical Device Regulation", ohne die in der EU keine Medizinprodukte vertrieben dürfen. MDR-Zertifikate sollen die Produktsicherheit erhöhen. Der Nachteil: Sie dauern lange und kosten viel Geld. „13 Monate und mindestens 150.000 Euro – ohne Anwaltskosten", erzählt Ferdinand Horn.
Inklusiver Gedanke
Dafür sollte der erste Preis bei „Jugend gründet" eine gute Ausgangslage sein. Zumal das Sachsenheimer Schülertrio vom Hauptsponsor Porsche auch noch den Sonderpreis „Digitale Zukunft" erhielt. Die Idee zeige, dass Technologie mehr ist als nur ein Werkzeug, so Porsche-Personalvorstand Andreas Haffner: „ Sie kann eine Brücke sein, die Menschen verbindet. Und die hilft, Barrieren zu überwinden. Hier kommen die wichtigen Themen Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe voran."
Eine Haltung, die auch im Gespräch mit Ferdinand Horn durchscheint. Denn obwohl es beim Finale natürlich um den ersten Platz ging, habe der Konkurrenzkampf zwischen den zehn Finalistenteams nicht im Vordergrund gestanden, wie der 18-Jährige betont. „Es war schon ein Gesamterlebnis."
Den zweite Platz im Wettbewerb sicherte sich das Team „Conez GmbH" von der Internatsschule Schloss Hansenberg in Geisenheim. Es stellte eine interaktive Fußball-Trainingsweste, die den Spielern Echtzeitfeedback geben soll.
Der dritte Platz ging an Leon Pelikan von der Goetheschule in Wetzlar. Er hat im Wettbewerb „Political X Change", eine Demokratie-App für Jugendliche, entwickelt, mit der der Schüler den direkten Austausch zwischen Jugendlichen und Politikern und Politikerinnen fördern will.